ERP-Impressionen von der CeBIT 2015

Benutzeroberflächen der ERP-Systeme

Der Trend zur Modernisierung der Benutzeroberflächen hat sich weiter fortgesetzt. Wohin man auch blickt, überall werden die Anwender mit bunten Cockpits empfangen. Darin werden benutzer- und rollenspezifisch Daten in Listenform, Grafiken, Papierstapeln, Kacheln, Kalendern usw. aufbereitet. Die altbekannten Menübäume sind dezent in den Hintergrund gerückt. Typisch geworden sind auch anwendungsübergreifende Suchfunktionen, um schnell zur gewünschten Funktion zu gelangen, wenn man den weiß wie sie heißt. Das Pendel der Modernisierung hat aber in einigen Fällen zu weit ausgeschlagen, wenn Folgeaktivitäten umständlich über Kontextmenüs aufgerufen werden müssen. Anstatt die rechte Maustaste zum Glühen zu bringen, sollten im Sinne der Benutzerfreundlichkeit die wichtigsten Aufrufe direkt in der Maske zu finden sein. Hier wird wohl das Urteil der Anwender aus der Praxis für eine intuitive Bedienbarkeit sorgen müssen.

Browser sind die neuen Clients

Der starke Trend zur Nutzung von ERP-Systemen auf mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones hat dazu geführt, dass die meisten ERP-Hersteller auf Webbrowser als Client setzen. Damit entfällt die Installation eines proprietären Clientsoftware auf dem Endgerät. Der Zugriff auf das ERP-System wird deutlich erleichtert, da es keine Rolle mehr spielt, ob das Endgerät Windows, Android, IOS … als Plattform nutzt. Die Kehrseite ist allerdings, dass Browser eigentlich einen anderen Zweck haben und damit im Funktionsumfang limitiert sind.

CEBIT Logo_2

Funktionale Breite nimmt zu

Die ERP-Hersteller waren auch bei den Funktionen fleißig. Viele ERP-Systeme bringen mittlerweile eine ansehnliche funktionale Breite mit. So gehört ein integriertes Projektmanagement oder die Möglichkeit eigene Auswertungen zu erstellen mittlerweile zum Standard. Alter Wein in neuen Schläuchen sind dagegen Workflow-Funktionen, die zeit- oder statusgetrieben auf bestimmte Zustände hinweisen. Diese werden neuerdings unter dem Begriff Business Process Management (BPM) vermarktet.
ERP-Systeme für die Industrie glänzen vielfach mit grafischen Leitständen. Diese Gantt-Diagramme stellen Ressourcen (Maschinen, Mitarbeiter und Werkzeuge) und deren Belegung übersichtlich im Zeitstrahl dar, um Leerläufe und Überlastungen aufspüren zu können.
Im Handelsumfeld ist uns ein ERP-System aufgefallen, das im Standard einen eigenen kleinen Onlineshop mitbringt. Damit kann der Kunde mit vergleichsweise geringem Aufwand Produkte online vermarkten ohne einen kostspieligen Webshop aufbauen zu müssen.
Die ERP-Hersteller sind aber auch künftig zu Innovationen aufgerufen. Volker Schnittler vom VDMA findet, dass mehr aus den vorhandenen Daten gemacht werden sollte. Gängige ERP-Systeme berechnen zwar den gleitenden Durchschnitt der Einkaufspreise, hüllen sich aber in Schweigen über die durchschnittliche Lieferzeit, die leicht zu ermitteln und äußerst praktisch wäre.

Cloud

Der Branchenführer SAP hat auch zur diesjährigen CeBIT einen beachtlichen Teil der Ausstellungsfläche dem Thema Cloud gewidmet und unterstreicht einmal mehr, wieviel man sich von diesem Thema erwartet. Spricht man mit ERP-Anbietern für den Mittelstand, wird unisono berichtet, dass diese Zielgruppe die Cloud immer noch verschmäht. Die Experten sind sich aber einig, dass auch KMU künftig nicht daran vorbeikommen. Externe Hosting-Dienstleister seien in puncto Verfügbarkeit, Datensicherheit und Kosten auf die Dauer einer selbst betriebenen Hardware-Infrastruktur überlegen.

Big Data

Auch bei der diesjährigen CeBIT war Big Data eines der wichtigsten Trendthemen. Big Data hat sicherlich seine Berechtigung, wenn es gilt, riesige Datenmengen zu durchforsten oder die aktuellen Trends auf Twitter zu auszuwerten. Im Mittelstand oder gar in Zusammenhang mit ERP-Systemen ist von Big Data kaum etwas zu spüren. Noch weiter ist ein Referent auf der CeBIT gegangen, der Big Data insgesamt als Marketinghype sieht. Er hat dafür das bezeichnende, wenn auch überzeichnete Zitat des US-amerikanischen Professors Dan Ariely herangezogen: „Big data is like teenage sex: everyone talks about it, nobody really knows how to do it, everyone thinks everyone else is doing it, so everyone claims they are doing it…“

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