Wir beraten aktuell mehrere Kunden, bei denen sich in der ERP-Auswahl SAP und NAV gegenüber stehen. Es erscheint auf den ersten Blick erstaunlich, dass sich das klassische Mittelstandsprodukt Microsoft Dynamics NAV mit dem Branchenriesen SAP duelliert. Zumal Microsoft in der Zielgruppe gehobener Mittelstand viel lieber Dynamics AX entgegensetzen würde und NAV für kleine und mittlere Firmen bis 250 Mitarbeitern vorsieht. Bei unseren Kunden handelt es sich um Unternehmen mit 200 bis 400 Mitarbeitern. Bei genauerer Betrachtung lassen sich diese Widersprüche klären.
Die Hintergründe
Im Umfeld von Dynamics NAV wurden schon sehr früh Branchenlösungen von den Vertriebspartnern entwickelt. Diese wurden mit der wachsenden Anzahl von Kunden immer weiter verfeinert und an die Anforderungen der Branche angepasst. In diesem Punkt hat NAV nach wie vor einen deutlichen Vorsprung gegenüber dem Schwesterprodukt Dynamics AX. Genau hier liegt auch der Grund, warum NAV vielfach präferiert wird.
SAP ist bei unseren Kunden mit dem Produkt Business All-in-one im Rennen, d.h. ein abgespecktes ERP-System, das aber voll kompatibel zum „großen“ SAP ist. Die notwendige Mittelstandstauglichkeit wird erreicht, indem das System sehr weit vorkonfiguriert ist. Es gibt eine Vielzahl von SAP-Partnern, die Branchenlösungen für Business All-in-one bereithalten. Diese beiden Punkte ermöglichen es, dass mittelständische Kunden zu akzeptablen Kosten bedient werden können.

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SAP und NAV im direkten Vergleich
Wir haben in mehreren Fällen festgestellt, dass die Lizenzkosten von NAV deutlich über denen von SAP Business All-in-one liegen. Das kürzlich von Microsoft aktualisierte Lizenzmodell und die Kosten für Add-on-Module schlagen sich deutlich in den Lizenzkosten nieder. Auch bei den Wartungsgebühren liegt NAV über SAP. SAP berechnet im Modell Standard Support einen Satz von 19 %, bei dem im Unterschied zu Microsoft Leistungen der Support-Hotline inkludiert sind. Bei NAV liegen die Sätze aktuell bei 16 % (1-Jahresvertrag) und 14 % (3-Jahresvertrag) – jeweils reine Wartungsgebühren ohne Anspruch auf Support. Obwohl die Prozentsätze für die Wartung bei NAV niedriger sind, fallen die tatsächlichen jährlichen Wartungsgebühren höher aus als bei SAP, da bei NAV der Brutto-Lizenzwert und damit die Berechnungsgrundlage höher ist.
Genau andersrum verhält es sich bei den Dienstleistungen. Hier liegen die Schätzungen der NAV-Partner häufig deutlich unter den Werten, die von den SAP-Partnern angegeben werden. Besonders auffällig ist dies in Fällen mit Kundenanforderungen, die nicht im Standard von SAP Business All-in-one abgebildet sind.
Weiterführende Links:
Beitrag über Microsoft Dynamics NAV
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