Die klassischen Aufgaben der Fertigungsmodule in einem ERP-System sind die Abbildung der Struktur eines Produkts in der Stückliste und die Organisation der einzelnen Herstellungsschritte im Arbeitsplan. Damit übernimmt die Stückliste Aufgaben im Sinne der Disposition der Produkte und deren Bestandteile in der Materialwirtschaft. Dagegen bildet der Arbeitsplan die Basis für Fertigungs- und Kapazitätsplanung.
Ein weiterer, vielfach übersehener Nutzen der Fertigungsmodule liegt in der exakten Abbildung des Werteflusses. Sobald das Endprodukt produziert ist, lässt es sich im ERP-System physisch ins Lager buchen. Diese Metamorphose wird in ERP-Systemen als Fertigmeldung, Istmeldung … bezeichnet. Im Zuge dieses Vorgangs werden die dazu eingesetzten Komponenten und Halbfabrikate aus dem Lager abgebucht. Jedoch werden parallel zu diesen beiden bestandswirksamen Vorgängen im Hintergrund auch Wertbuchungen vollzogen. Die Komponenten und Halbfabrikate übergeben ihre Einzelwerte mit ihren jeweiligen Einstandspreisen an das Endprodukt. Die Endprodukte werden hingegen ans Lager gebucht und erhalten dabei den Wert ihrer Bestandteile. Damit wird gewährleistet, dass die physischen und bestandswirksamen Abläufe der Fertigung auch wertmäßig exakt nachvollzogen werden.
Es gibt relativ viele Unternehmen, bei denen die Wertschöpfung eher den Charakter von Assemblierungs- oder Montagevorgängen hat. Da keine Fertigung im klassischen Verständnis vorliegt, wird dabei vielfach von einem Fertigungsmodul abgesehen. Die bestandswirksamen Vorgänge werden durch manuelle Lagerbuchungen abgebildet. Also die fertigen Produkte werden manuell ins Lager gebucht und im Gegenzug die dafür eingesetzten Komponenten abgebucht. Dies aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Wertefluss unterbrochen wird. Oft wird nämlich darauf verzichtet, den Wert der Komponenten zu ermitteln und dem Endprodukt mitzugeben. Damit fehlt die entscheidende Grundlage für Deckungsbeitragsrechnung und Lagerbewertung. In der Praxis zeigt sich auch, dass der Verzicht auf Fertigungsmodule zu ungenauen Lagerständen führt. Weitere Nachteile sind der hohe administrative Aufwand und die Fehleranfälligkeit bei den manuellen Buchungen von Ab- und Zugängen.