ERP für die Bestückung von Leiterplatten
Die Bestückung von Leiterplatten ist eine zentrale Technologie in der heutigen Elektronik. Unabhängig davon, ob es sich um SMD-Bestückung (auch SMT-Bestückung) oder um THT-Bestückung (through hole technology) handelt – die Anforderungen an ein ERP-System in der Bestückungsbranche sind sehr anspruchsvoll. Dies ist einerseits bedingt durch die hochgradig automatisierte Fertigung mit Bestückungsautomaten, aber auch durch die Qualitätsanforderungen und den Vorgaben zur Nachvollziehbarkeit des Materialflusses. Auch die Beistellung von Teilen durch den Kunden (verlängerte Werkbank) muss sowohl wert- als auch mengenmäßig durchgängig abgebildet sein. Wir stellen nachfolgend wichtige Kriterien für ein ERP in der Bestückung vor.
ERP für die Bestückung – Anforderungen an die Materialwirtschaft
Die Verwaltung der elektronischen Bauteile mit deren Verpackungseinheiten (Schüttgut, Gurt, Stange, Gurtabschnitt, Tray) muss im ERP-System durchgängig verwaltet werden können. Dies beginnt schon mit der Vergabe einer eindeutigen ID beim Wareneingang. Hier werden u.U. auch Verfallsdatum, Charge- oder Seriennummern zugeordnet. Eine Besonderheit der Bestückung ist, dass angebrochene Verpackungseinheiten durch sog. Splicen zu einer neuen verschmolzen werden. In der Bestückungsbranche ist es durchaus üblich, dass Kunden die Hersteller der Bauteile vorschreiben oder zumindest einschränken. Ebenso kommt es vor, dass zwei Lieferanten mit anteiligen Mengen vorgeben. Beides hat selbstredend erhebliche Auswirkungen auf das ERP-System. Für ein Standard-ERP ist eine solche Vorgabe gänzlich unbekannt. Auch in der Bestückung ist der starke Trend der Fremdfertigung (verlängerte Werkbank) deutlich wahrnehmbar. Die Folge davon ist, dass Kunden häufig die Bauteile selbst einkaufen und zur Bestückung beistellen. Die Restbestände sollen nach Fertigstellung zum Kunden zurückgeschickt werden oder sie verbleiben beim Lieferanten. Um den Anforderungen der Nachvollziehbarkeit zu genügen, müssen im ERP des Bestückungs-Dienstleisters diese Warenbewegungen exakt nachvollzogen werden können. Dazu werden sog. Konsignationslagerorte verwendet. Die Artikel müssen auch durchgängig im ERP bestandsgeführt werden, jedoch dürfen sie nicht in den Lagerwert einfließen.
ERP für die Bestückung – Funktionen für die Qualitätssicherung
Neuralgische Teile müssen als QS-pflichtig definiert werden können. Die Prüfanweisung mit den einzelnen Schritten der Qualitätssicherungsmaßnahmen sollte z.B. bei Wareneingang, Kommissionierung oder Montage schnell zur Hand sein. Bei nicht geprüften oder gesperrten Artikeln muss die irrtümliche Verwendung wirksam unterbunden werden. Dies kann beispielsweise mit Sperrlagerorten oder einer Sperre auf dem Artikel erreicht werden. Um den Prüfaufwand sinnvoll einzugrenzen, wäre es wünschenswert, wenn das ERP-System anhand der Qualitätswerte der Vergangenheit den Umfang der Stichprobe pro Lieferant und Artikel selbst festlegt.
ERP für die Bestückung – Funktionen für die Fertigung
Die Kapazitätsplanung der Fertigungsaufträge ist in der Bestückung von hoher Bedeutung. Ein ausgeklügeltes ERP glänzt hier mit Funktionen für die Arbeitsvorbereitung. Ideal ist wenn hierbei die Maschinenbelegung, Schichtpläne, Liefertermine und Fehlteile als Parameter einbezogen werden. In der Stückliste eines ERP für die Bestückung müssen die Positionen der Bauteile auf der Leiterplatte dokumentiert werden können und dies auch bei Mehrfachverwendung. Wird eine Stückliste geändert, sollte das ERP-System selbsttätig auf aktuelle Fertigungsaufträge aufmerksam machen und die Änderung sollte auf Wunsch übernommen werden können. Hilfreich ist auch, wenn bereits angefangene Fertigungsaufträge mengenmäßig gesplittet werden können. Dies etwa, um eine Teilmenge beschleunigt zu fertigen, Kapazitäten für einen Schnellschuss frei zu machen oder wenn Komponenten nur in einer Teilmenge verfügbar sind.
ERP für die Bestückung – weiterführende Links
Beitrag über die Elektronikbranche
Artikel über Automotive-Zulieferer
Erläuterung SMD bei Wikipedia
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