Das Kürzel BDE steht für Betriebsdatenerfassung. BDE-Systeme werden häufig in fertigungsnahen Bereichen von Unternehmen eingesetzt. Ein BDE ist somit eine klassische Business-Software. Die Hauptaufgabe ist zum einen die Rückmeldung von Ist-Daten aus dem Fertigungsumfeld. In umgekehrter Richtung stellen BDE-Systeme aber auch Informationen bereit, die in der Fertigung benötigt werden.
BDE-Systeme werden als eigenständige Anwendung angeboten. Vielfach sind sie jedoch Bestandteil von ERP-Systemen oder MES-Software. BDE-Systeme verwalten im Regelfall keine Stammdaten. Deshalb werden sie in den allermeisten Fällen an ein ERP-System angebunden, von wo sie Daten beziehen bzw. zurückgeben.
Nachfolgend werden die gängigsten Funktionsbereiche im Detail vorgestellt.
Rückmeldung von Ist-Zeiten
Das wesentliche Anwendungsgebiet von BDE-Systemen ist die Erfassung von Fertigungszeiten. Dies ist in Echtzeit mit Start- und Endbuchungen möglich, wobei häufig Barcodescanner eingesetzt werden. Eine andere Option ist die Erfassung der Zeiten im Nachhinein. In diesem Fall werden die Zeiten meist handschriftlich auf den Fertigungspapieren vermerkt und später ins BDE-System übertragen.
Die Detailtiefe der Erfassung ist durchaus unterschiedlich. Sie hängt davon ab, wie genau Vorgabe- (Soll) und Ist-Zeiten gegenübergestellt werden sollen. Ist-Zeiten werden für die Nachkalkulation von Fertigungsaufträgen benötigt oder um die Vorgabezeiten möglichst festzulegen. In gröberer Sicht wird die Ist-Zeit mehrerer einzelner Arbeitsgänge zu einer Rückmeldezeit zusammengefasst. In feinerer Sicht wird die für jeden einzelnen Arbeitsgang benötigte Zeit einzeln zurückgemeldet. Bei noch genauerer Betrachtung wird sogar zwischen Rüst-, evtl. Störungszeit und tatsächlicher Ausführungszeit des Arbeitsgangs unterschieden.
Ein Sonderfall der Zeitrückmeldung ist die Mehrmaschinenbedienung. Hier bedient der Werker mehrere Maschinen gleichzeitig. Da die exakte Rückmeldung in diesem Fall aufwändig ist, begnügt man sich häufig mit der Verteilung der Ist-Zeit auf die einzelnen Arbeitsgänge mit festen Umlageschlüsseln.
Sog. Geisterschichten stellen einen weiteren Sonderfall dar. Hier ist der Werker nur für Einrichtung und Beginn des Arbeitsgangs anwesend. Anschließend arbeitet die Maschine den Arbeitsvorrat eigenständig ohne personelle Betreuung ab. Geisterschichten finden Anwendung bei hochgradig automatisierten Maschinen, die sich selbst ver- und entsorgen können oder bei Bearbeitungen mit sehr langer Dauer wie z.B. bei CNC-Maschinen. Für die BDE besteht die Aufgabenstellung in der Trennung zwischen Personen- und Maschinenzeit.
Rückmeldung von Mengen
BDE-Systeme können auch zur Rückmeldung der gefertigten Mengen genutzt werden. Auch hier ist die Meldung in Echtzeit oder im Nachhinein möglich. Bei Produkten die bestimmten Qualitätskriterien unterliegen, wird vielfach auch die Rückmeldung von Gut- und Schlechtmengen im BDE vorgenommen. Zeitnahe Mengenrückmeldungen sind wichtig, um fundierte Aussagen in der Materialverfügbarkeit treffen zu können. Sie spielen aber auch eine bedeutende Rolle für die Einplanung von nachgelagerten Arbeitsgängen.
Erfassung von Qualitätsdaten
Ein BDE kann auch genutzt werden, um qualitätsrelevante Werte zu erfassen. Dies wird in Branchen gehandhabt, die nachweispflichtig gegenüber ihren Kunden sind. Die Werker werden dabei wiederkehrend aufgefordert, vorgegebene Werte wie z.B. Maße im BDE einzutragen. Damit können diese Werte beliebig weiterverarbeitet werden. Es ist auch möglich, den Produktionsprozess bei Abweichungen außerhalb der Toleranz automatisch zu stoppen.
Bereitstellung von Informationen
BDE-Systeme eignen sich in idealer Weise, um den Fertigungsmitarbeitern relevante Daten und Informationen zur Verfügung zu stellen. Vielfach ist das BDE-System die einzige Software, die in den Fertigungsabteilungen im Einsatz ist. Dazu bieten sich robuste Terminals an, die auch rauen Umgebungsbedingungen Stand halten. Auf einem BDE-Terminal kann pro Arbeitsplatz der Vorrat an Aufträgen, deren Dringlichkeit und deren Status beim Vorgängerarbeitsgang angezeigt werden. Zudem werden die Werker darüber informiert, welche Werkzeuge und Materialien für den Auftrag benötigt werden. Auch Fertigungsanweisungen, Zeichnungen und Maschinenprogramme können auftragsgerecht bereitgestellt werden.
Weiterführende Links
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