Was leistet ein Open Source ERP?

Open Source ist eine geniale Idee. Das in vielen Köpfen schlummernde Know-how anzuzapfen, um etwas ganz Großes zu erschaffen, hat in vielen Bereichen erfolgreich funktioniert. Man denke nur an LINUX, das Handy-Betriebssystem Android oder die Suchmaschine Mozilla Firefox. Wie sieht es dagegen im Bereich ERP-Systeme aus? Es gibt eine Fülle von Open Source ERP auf dem Markt. Die bekanntesten sind openerp, Kivitendo (früher LX-Office) und Compiere. Von Compiere gibt es wiederum einige Abspaltungsprodukte (sog. Forks), wie etwa ADempiere.

Der Kunde hat bei einem Open Source ERP die Wahl, die Einführung auf eigene Faust durchzuführen oder einen Partner einzubinden, der kostenpflichtige Dienstleistungen für Einführung, Schulung und Anpassungen übernimmt.

Unsere Erfahrung zeigt, dass bei der ERP-Auswahl im Mittelstand Open Source noch kaum eine Rolle spielt. Der seit Jahren prognostizierte Durchbruch ist bislang ausgeblieben. Woran liegt das? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen.

Fehlende Funktionen

Obwohl einige Open Source ERP schon ziemlich umfangreich sind, zeigen sich bei genauerem Hinsehen oft noch deutliche funktionale Lücken, die nicht so leicht überbrückbar sind. Der Kunde kann sich entscheiden zu warten, bis die Funktion eines Tages von der Entwickler-Community oder dem Partner umgesetzt wird. Oder er kann die Umsetzung aus eigener Tasche bezahlen. Ein Beispiel hierzu ist das relativ verbreitete Produkt openerp, das laut diesem Blogbeitrag derzeit nicht über ein funktionierendes Mahnwesen verfügt. ERP-Systeme gelten als die Königsdisziplin der Softwarebranche und demensprechend umfangreich sind viele Produkte in den letzten Jahren geworden. Bei Open Source ist die Weiterentwicklung stark von der Größe und Qualität der jeweiligen Community abhängig. Und die Kontinuität der Weiterentwicklung beschränkt sich oft auf einige wenige Entwickler aus der Community. Anscheinend können kommerzielle Anbieter den Bedarf an neuen Funktionen schneller erkennen, leichter intern abstimmen und im ERP-System umsetzen.

open source erp

ERP-Systeme sind die Königsdisziplin der IT

Open Soucre ERP bringen hohen Anpassungsaufwand

ERP-Projekte mit Open Source stehen im Ruf, dass sehr viel individueller Anpassungsaufwand notwendig ist (siehe auch vorher genannter Blogbeitrag). Gerade der Anpassungsaufwand wird mittlerweile von vielen Firmen gescheut. Die überbordenden Individualanpassungen in der ersten ERP-Generation haben sich als nachteilig in puncto Datenqualität, Administrierbarkeit und Updatefähigkeit der Lösung herausgestellt. Die Orientierung am Standard ist eine grundlegende Leitlinie für nächste Generation von ERP-Systemen geworden. Mit diesem Konzept bleibt die Lösung schlank und kann früher in Produktivbetrieb gehen. Weiterhin sind Anpassungen teuer und sie bringen ein gewisses Prozessrisiko mit sich, das gerade bei geschäftskritischen Abläufen folgenschwer sein kann. Deshalb widerspricht Open Source ERP in dieser Hinsicht dem aktuellen Stand der Technik. Damit relativiert sich auch der oft genannte Vorteil, dass die nötigen Anpassungen von der eigenen IT durchgeführt werden können. Viele mittelständische Firmen setzen offensichtlich vielmehr darauf, den Standard eines gut passenden ERP zu nutzen und sich ihrer Kernkompetenz zu widmen, als eine eigene Entwicklungsabteilung zu betreiben.

 

Kostenvorteil der Open Source ERP nur relativ

Auf den ersten Blick klingen Open Source ERP verlockend, weil Lizenzkosten und vielleicht sogar Kosten für Dienstleistungen entfallen. Dies ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Die Praxis zeigt, dass eine ERP-Einführung ohne Zutun eines mit dem gewählten Produkt vertrauten Implementierungspartners nicht sinnvoll ist. Je nach Kundenanforderung empfehlen diese Partner auch eigene Zusatzprodukte oder Add-ons, die kostenpflichtig sind. Somit lässt sich der erhoffte Kostenvorteil oft nur zum Teil nutzen.

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